Geschichte der Gemeinde

Wir wissen aus der Geschichte, dass es seit der Reformation durch Martin Luther für protestantische Gläubige oft sehr schwer war, ihren Glauben zu leben. So auch um 1830, als einige Sierninger Familien, die sich zum evangelischen Glauben bekannten, schwer verfolgt, verhört und in den Arrest gesperrt wurden.

Bis zum Ersten Weltkrieg besuchten die Gemeindemitglieder aus der Gegend um Sierning zu Fuß den Gottesdienst in Sierning. Das waren immerhin rund 20 Kilometer.

Erst im Jahre 1934 errichtet Pfarrer Güde die Predigtstelle Sierning. Der erste Gottesdienst wurde am 12. August 1934 im Gasthaus „Svoboda“ in Neuzeug gehalten.

Im Herbst 1944, sowie nach dem Zweiten Weltkrieg kamen viele Flüchtlinge aus Siebenbürgen nach Sierning. Die Zahl der Gemeindemitglieder wuchs auf rund 500 an. Ab 1952 wurden die Gottesdienste nicht mehr in einem Gasthaus abgehalten, sondern sie fanden zweiwöchig in der Hauptschule Sierning statt, bis 1963.

Mit 1. Jänner 1959 wurde unter dem damaligen Pfarrer Albert Kahlen die Evangelische Tochtergemeinde A.B. Sierning gegründet. Diese umfasst die Marktgemeinde Sierning, einen Teil von Waldneukirchen und Weichstetten, einen Teil von Schiedlberg, Droißendorf und Goldberg.

1959 feierte man den Spatenstich für die neu zu errichtende Kirche.

Die Kirche wurde nach den Plänen des Sierninger Baumeisters Ing. Hinterndorfer gebaut. Angehörige der Tochtergemeinde haben dazu 12.962 freiwillige, ehrenamtliche Arbeitsstunden aufgewendet.

Die Einweihung fand nach knapp vierjähriger Bauzeit 1963 durch den damaligen Bischof Dr. Gerhard May statt. 1964 konnten die beiden Glocken – ein Geschenk der Pfarrgemeinde Pfedelbach (GER) – geweiht werden.

Die Kirche ist schlicht und einfach gehalten und bietet für rund 220 Personen Sitzplätze. Auf der Empore steht seit 1997 eine schöne Orgel. Neben der Sakristei, die vom Gottesdienstraum direkt begehbar ist, befindet sich im Untergeschoss der Kirche der Gemeindesaal.

Anlässlich der Feier des „30-Jahre-Kirchweihjubiläums“ 1993 erhielt die Kirche den Namen „Evangelische Christuskirche Sierning“.

Der Kirchturm mit den beiden Glocken ist 16 Meter hoch.

1967 starb der damalige Kurator Franz Kornhuber. Er vererbte sein halbes Wohnhaus der Tochtergemeinde Sierning. Durch den Verkauf des Hausanteils wurde der finanzielle Grundstock zum Bau eines Gemeindezentrums gelegt. 1985 wurde mit dem Bau begonnen. Die Weihe dieser beiden Bauten fand am 20. September 1992 durch Superintendent Mag. Hansjörg Eichmeyer statt.

Im Jahre 2010 bekam unsere Kirche ihr heutiges Gesicht. Der Innenraum wurde komplett neugestaltet. Ein neuer Boden, neue Beleuchtung, Heizung und vor allem neue Fenster. Diese sind ganz außergewöhnlich, denn sie sind von der Künstlerin Choi Yong Shim aus der Werkstatt des Stiftes Schlierbach entworfen und gestaltet worden. Die Neun Fenster zeigen biblische Motive: Schöpfung, Weihnachten, Emmaus, Ostermorgen, Pfingsten, Taufe, Tag und Nacht, Wind und Regen sowie Samenkorn. Während des Kirchenbesuches entfaltet sich die Wirkung der Fenster bei Sonnenlicht ganz besonders und bei Dunkelheit geben sie der Kirche von außen gesehen ihren prägenden Charakter.

Die kleine evangelische Gemeinde Sierning pflegt einen engen Kontakt zur katholischen Gemeinde. Bei ökumenischen Gottesdiensten wie z.B. beim Erntedankfest, beim Weltgebetstag, Frauenfrühstücktreffs und Schulgottesdiensten kommen Evangelische und Katholische Gläubige zusammen.

Ein einzigartiges Geheimnis haben die Siebenbürger mitgebracht und es wird bis heute wie ein Schatz bewahrt! Es ist das Rezept für die „Baumstämme“, eine süße kuchenartige Leckerei aus Germteig, Butter und Zucker, die auf traditionellen Holzkohlegrillern hergestellt wird. Dreimal jährlich, beim Gemeindefest, zu Erntedank und zu Advent werden sie gebacken und verkauft. Die Besucher lassen sich auch nicht von sehr langen Wartezeiten abhalten, um einen Sierninger Baumstamm zu ergattern.

Mit den evangelischen Gemeinden Neukematen, die unsere „Muttergemeinde“ ist und Bad Hall bilden wir eine Art Gemeindeverbund. Die Jugendarbeit läuft gemeindeübergreifend, ebenso der Konfirmandenunterricht. Zu Festen und Veranstaltungen besuchen wir uns gegenseitig, die Gemeindefreizeit findet gemeinsam in Schloss Klaus statt und als Ausdruck unserer Verbundenheit geben wir gemeinsam das Gemeindeblatt „Gemeinsam glauben“ heraus.

Die Evangelische Tochtergemeinde Sierning zählte heute knapp 430 Seelen. Betreut wird sie durch Pfarrer Mag. Markus Gerhold.