Zeitzeugenberichte von Gemeindemitgliedern

Maria Wächter, Michael Nief und Georg Theis erzählen, wie sie nach dramatischer Flucht aus Siebenbürgen Ende der Vierziger Jahre in Oberösterreich gelandet sind und später an der Entstehung und am Bau der Evangelischen Kirche Sierning mitgewirkt haben.

Gespräch mit Maria Wächter

Geboren 1934 in Kallesdorf (Siebenbürgen)

Gespräch mit Michael Nief

Geboren 1934 in Weißkirchen (Siebenbürgen)

Wie heißt du und wann bist du geboren?

Michael Nief, Geboren am 23.07.1934 in Weißkirchen (Siebenbürgen)

Wie war deine Kindheit und wo bist du aufgewachsen?

Mit zwei Geschwistern in einfachen Verhältnissen am elterlichen Hof. Ich habe dort bereits die Volksschule besucht. Im September 1944 mussten wir überraschend unsere Heimat mit wenigen Habseligkeiten verlassen und uns in einen langen Treck eingliedern Richtung Westen. Dieser führte uns mit vielen Stopps über Ungarn bis nach Enns und dann weiter nach Sierning.

Wie war es für dich als Flüchtling aus Siebenbürgen in Sierning angekommen zu sein? Bzw. wie war es für dich, als du nach einer langen und beschwerlichen Flucht aus deiner Heimat in Sierning angekommen bist?

Mit uns zusammen sind 8 Wagen weiter nach Bad Hall gefahren. Dort fand unsere Familie Zuflucht auf einem Bauernhof, das war unser Ende der Flucht. Das war neben meinen beiden Eltern, auch meine Geschwister Katharina und Georg, sowie unser Onkel Georg und unsere Tante Rosina. Es war vieles anderes hier, wir mussten umdenken und uns anpassen.

Wie waren die ersten paar Jahre in deiner neuen Heimat?

Die ersten Jahre bin ich in Bad Hall in die Volksschule gegangen. Nach zirka 6 Jahren sind meine Eltern und ich nach Sierning gekommen weil wir hier einen Grund für unser zukünftiges Haus erworben haben, meine Geschwister blieben bei Onkel und Tante. In Sierning angekommen, fingen meine Eltern und ich an unser erstes Haus zu bauen. Meine Lehre als Tischler hat mir viel Freude bereitet, denn ich habe schon als Kind gerne mit Holz gearbeitet. Meine Frau Katharina habe ich in Neukematen kennengelernt und wir haben 1956 in Bad Hall geheiratet. Wir waren 68 Jahre glücklich verheiratet.

Wie hast du beim Bau der Kirche bzw. beim Bau des Gemeindehauses mitgeholfen?

Ich war Mädchen für alles und habe dort mitgeholfen, wo Not am Mann war, wie zum Beispiel Ziegel den Maurern gereicht oder beim Dachstuhl mitgeholfen.

Was war besonders herausfordernd dabei?

Ein rascher Bauvorschritt, ohne die Sicherheit dabei außer Acht zu lassen.

Was ist dir besonders schön in Erinnerung geblieben?

Eine unfallfreie Baustelle und der große Zusammenhalt unter den Helfern.

Was war deine Motivation beim Bau der Kirche mitzuhelfen?

Dass wir in Sierning auch eine Kirche haben und gemeinsam Gottesdienst feiern konnten.

Zum Zeitpunkt des Baues warst du noch berufstätig? 40 h?

Ich war bei der Tischlerei Derflinger in Pfarrkirchen 40h tätig und habe immer nach Arbeitsschluss mitgeholfen.

Wie brachtest du das alles unter einen Hut? Freizeit, Beruf, Familie?

Ich habe auf meine Hobbies verzichtet und meine Frau hat sich sowohl um den Haushalt als auch um unsere beiden Kinder gekümmert.

Wie erlebst du das Gemeindeleben heute?

Nachdem ich nun schon über 90 Jahre alt bin, ist es mir nicht mehr möglich so wie früher, zu Fuß, jeden Sonntag den Gottesdienst zu besuchen. Ich komme daher nicht mehr so oft und regelmäßig in die Kirche.

Was wünscht du dir für die Zukunft für die Kirche?

Dass die Kirche von den Gemeindemitgliedern regelmäßig besucht wird, denn somit wird auch die Gemeinschaft unter den Gemeindemitgliedern gestärkt. Auch, dass die evangelische Gemeinde wachsen möge.

Gespräch mit Georg Theis

Geboren 1935 in Kallesdorf (Siebenbürgen)